Menschen, Produkte

Guter Kies sichert Betonqualität

Mindestens einmal in der Woche wird in Nüttermoor, Ostfriesland, eine Zugladung Kies aus Quedlinburg, Sachsen-Anhalt, für die von Saldern Gruppe umgeschlagen. Der  Kies aus Ditfurt zeichnet sich durch einen hohen Reinheitsgrad aus. Rund 100.000 Tonnen Kies sind dies jährlich.

Beton besteht zu etwas 40 bis 60 % aus Kies. Seit mehr als zehn Jahren arbeiten die Mitteldeutsche Baustoffe GmbH und die von Saldern Gruppe vertrauensvoll zusammen und sorgen so für die Liefersicherheit von hochwertigen Beton im Weser-Ems-Gebiet.

Herr Jung, Sie sind der Geschäftsführer der Mitteldeutsche Baustoffe und beschäftigen sich bereits jahrzehntelang mit Rohstoffen. Ihre Ausbildung als Bergmann machten Sie noch in der ehemaligen DDR. Was begeistert Sie bis heute an Ihrem Beruf?

Bergmann lernte ich im untertätigen Bergbau, parallel machte ich mein Abitur und studierte später an der Bergakademie Freiberg. Ich verstehe mich selbst als Aufbereiter. Ich versuche also aus dem, was die Erde uns gibt, das Bestmögliche herauszuholen, womit man dann in der weiterverarbeitenden Industrie gut arbeiten kann. Bis heute reizt mich das an meinem Beruf. Zugleich gestalten wir die Umwelt. Wo früher Wiese war, ist jetzt ein Kiessee, ein Kieswerk. Später wird diese Landschaft zu schönen Biotopen mit einer reichen Tier- und Pflanzenwelt. Das beginnt schon während des aktiven Betriebes. In unseren Kieswerken sehe ich seltene Lurche und Vögel, in einem Steinbruch nistet der Uhu. Mein Beruf ist vielseitig, ich bin viel draußen, sitze aber auch manche Stunde im Büro, beschäftige mich mit der Planung der Werke, mit der Qualität unserer Produkte sowie mit naturschutzrechtlichen Belangen.

Kies ist nicht gleich Kies – welchen Auswahlkriterien unterliegt guter Kies, insbesondere für die Betonherstellung?

Kies kann – je nach geologischer Zusammensetzung – unterschiedliche Eigenschaften haben. Gerade der Ditfurter Kies, mit dem wir die von Saldern Gruppe beliefern, zeichnet sich durch einen hohen Reinheitsgrad und einen sehr geringen Anteil betonschädigender Bestandteile aus. Hier, im Raum Halle-Leipzig, wo es viele Braunkohle-Lagerstätten gibt, da kann es passieren, dass man Kohle im Kies findet.  Das möchte natürlich kein Betonhersteller haben. Es gibt auch eisenhaltige Verunreinigungen, sogenannten Pyrit, eine Zusammensetzung aus Eisen und Schwefel, der sich auslöst und eine unschöne Rostspur hinterlässt. Man sieht es manchmal an Gebäuden, an denen richtige Rostfahnen an den Wänden herunterlaufen.

Unser Ditfurter Kies zeichnet sich durch einen hohen Reinheitsgrad aus.

Thomas Jung, Geschäftsführer Mitteldeutsche Baustoffe GmbH

Bestimmte Mineralien im Kies spielen auch eine große Rolle, denn sie können im Zusammenhang mit Zement schädlich sein und den Beton zerstören. Es kommt zu einer Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR). Die AKR hat beispielsweise zu der Zeit, als hier im Osten nach der Wende alle Autobahnen neu gebaut wurden, zu enormen Schäden geführt. Man kannte das Schadenspotenzial zwar, aber man hat es ignoriert. Das führte dann zu einer unglücklichen Allianz aus schlechtem Kies und schlechtem Zement. Später hat man alle Autobahnen noch einmal neu bauen müssen. Diese an einer AKR beteiligten Minerale findet man in der Ditfurter Lagerstätte sehr selten, so dass diese schädigende Reaktion, egal welcher Zement im Beton verwendet wird, mit unserem Kies nicht auftreten wird.

Sie betreiben sieben Kieswerke in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Wie wird Kies abgebaut und wie sieht die Qualitätskontrolle aus?

Abbauen tun wir in der Regel nass. Wir haben nur ein Kieswerk, wo wir trocken abbauen. Im Trockenschnitt wird der Kies gewonnen, indem wir mit dem Radlader oder Bagger in die Wand fahren. In der Aufbereitung wird der Kies gewaschen, um ihn von sogenannten Abschlämmern zu befreien. Das sind ganz kleine Schlammbestandteile, kleiner als 63 Mikrometer, die rausgewaschen werden müssen, weil sie betonschädlich sind.

Im Ditfurter Werk holen wir mit einem schwimmenden Bagger den Kies bis zu einer Tiefe von 24 Metern aus dem Wasser. Mit einer Eimerleiter schürfen wir den Kies vom Grund und — oben angekommen — kommt er auf ein Förderband unter Zugabe von Wasser, um einen möglichst großen Anteil der abschlämmbaren Bestandteile bereits im See zu lassen. Die nasse Gewinnung ist insofern vorteilhaft im Hinblick auf die Qualität des Endproduktes. Die Qualität der Produkte selbst unterliegt verschiedenen Kriterien. Die reine Sieblinie überprüfen wir stichprobenartig im eigenen Labor. Also beispielsweise die Frage, ob die Charge 2 bis 8mm auch wirklich nur die jeweilige Körnergröße 2 bis 8 mm hat.

Dann gibt es noch chemische Analysen und Festigkeitsanalysen zum Gestein, die wir machen müssen. Diese umfangreichen Untersuchungen geben wir dann in Auftrag. Diese Analysen werden alle sechs Monate durchgeführt. Ein Prüfzeugnis bestätigt dann, dass die Vorgaben nach DIN IN 12620 erfüllt sind. Es sind noch weitere Zertifizierungen für das Unternehmen notwendig, unsere Kunden finden diese Informationen immer aktualisiert auf unserer Homepage.

Im Ditfurter Kieswerk wird der mit einem schwimmenden Bagger bis zu einer Tiefe von 24 Metern aus dem Wasser geholt.

Die Mitteldeutsche Baustoffe GmbH verfügt über eine hochmoderne Bahnverladung für Gesteinskörnungen in Quedlinburg.

In Quedlinburg haben Sie 2009 eine hochmoderne Bahnverladung für Gesteinskörnungen errichtet. Damit können Sie auch entfernte Kunden beliefern. An die von Saldern Gruppe liefern Sie rund 100.000 Tonnen Kies jährlich. Wie kann man sich die Verladung vorstellen oder anders gefragt: Wie kommt also am Ende der Kies nach Nüttermoor?

Für unsere Kunden haben wir eine Hybrid-Lok der Havelländischen Eisenbahn (HVLE) mit 44 Wagons angemietet. Wir können damit alle Strecken, die elektrifiziert sind, unter Strom fahren und den Rest mit Diesel. Insgesamt laden wir in einem Zug rund 3.000 Tonnen, früher waren es nur 2.000 Tonnen.  Einen Tag vor Ankunft des Zuges beginnen wir schon, die Beladung vorzubereiten. Entsprechend dem Sortenmix, den der Kunde haben möchte, füllen wir die Silos. Wenn dann am nächsten Morgen um 6 Uhr in der Früh die Lok verladebereit bei uns im Terminal steht, kommt unser Verlader und zieht aus den Silos den Sortenmix ab. Nach maximal acht Stunden ist der Beladungsvorgang inklusive aller notwendigen Kontrollen beendet. Da Güterzüge in der Regel nachts fahren, startet der Lokführer erst gegen 18 Uhr und ist am nächsten Morgen um 6 Uhr in der Früh wieder in Nüttermoor entladebereit. So kommt am Ende der Kies von Quedlinburg nach Nüttermoor.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Jung!

Die Mitteldeutsche Baustoffe GmbH

Die Mitteldeutsche Baustoffe GmbH (MDB) hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Gegründet 1960 in der ehemaligen DDR — damals noch unter dem Namen Natursteinkombinat Halle — entwickelte sie sich rasch zu einem der führenden Baustoflieferanten im mitteldeutschen Raum. Nach der Wende wurde das Unternehmen privatisiert und umfangreich modernisiert. Mit sieben Kieswerken, drei Hartsteinwerken und zwei Bahnverlade-Stationen ist das Unternehmen in Sachsen, Sachsen- Anhalt und Thüringen höchst erfolgreich im Geschäft.